Europäischer Nerz – Wiederansiedlung am Steinhuder Meer

ArtenschutzEuropäischer Nerz – Wiederansiedlung am Steinhuder Meer

Wiederansiedlung des Europäischen Nerzes (Mustela lutreola) im Einzugsgebiet des Steinhuder Meeres

Europäischer Nerz - Jungtier
Europäischer Nerz

Zusammen mit der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer e.V. und dem EuroNerz e.V. beteiligt sich die Wildtierstation seit dem Jahr 2010 an diesem Gemeinschaftsprojekt. Die Wildtierstation ist für die veterinärmedizinische Betreuung verantwortlich, führt Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt durch und hält in einer Schau- und einer Zuchtanlage Nerze für die Wiederansiedlung.

Mehr: Projektbericht aus den ZGAP-Mitteilungen

Zwischenergebnisse aus dem Projekt in den Säugetierkundlichen Informationen:

E. Lüers und T. Brandt, Wiederansiedlung Europ. Nerz

Sensationeller Erfolg im Wiederansiedlungsprojekt

Juni 2015

Eine der seltensten Tierarten in Europa lebt am niedersächsischen Steinhuder Meer und – so viel ist seit einigen Tagen sicher – pflanzt sich dort auch erfolgreich fort: der Europäische Nerz.
Die Sensation im Artenschutz ist damit perfekt.

Im Jahr 2010 startete ein lange vorbereitetes Wiederansiedlungsprojekt, um den Europäischen Nerz am Steinhuder Meer wieder heimisch zu machen. Die kleine starb etwa 1925 in Deutschland aus, Gründe dafür waren vor allem die Vernichtung der Lebensräume der an Sumpf- und Gewässerbiotope angepassten Art und die direkte Verfolgung als Pelztier. Mit finanzieller Unterstützung des Landesumweltministeriums beauftragte die Region Hannover als Projektträger die Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM e. V.) mit der Wiederansiedlung der lange verschwundenen Art an Niedersachsens größten See, denn hier entstanden nach Aufgabe der Nutzung in seeufernahen Flächen und durch zahlreiche Naturschutzmaßnahmen wieder ideale Lebensbedingungen für den Sumpfbewohner. Neben dem Verein EuroNerz ist auch die Wildtier- und Artenschutzstation von Anfang an als Projektpartner beteiligt. Die Wildtierstation hat die tiermedizinische Betreuung des Projektes übernommen und es werden Nerze für die Wiederansiedlung gezüchtet. Außerdem können Besucher in einem Schaugehege Nerze beobachten, was in der freien Wildbahn nur äußerst selten gelingt.

Das die ausgewildertzen Nerze sich im Projektgebiet wohl fühlen belegen zahlreiche Beobachtungen, die vor allem mit Hilfe kleiner Sender gelangen, mit denen ein Teil der Nerze markiert ist. „Aber das i-Tüpfelchen fehlte noch“, so Projektkoordinatorin Eva Lüers und meint damit ein Foto, dass eine Reproduktion der in freier Wildbahn schwer zu beobachtende Nerze belegt. Dieses Foto gelang nun, genauer gesagt, es gelangen gleich mehrere. Die Bilder zeigen eine Nerzfähe, die nach und nach mindestens drei noch unselbständige Jungtiere im Maul zu einem neuen Versteck transportiert. „Die Wurfhöhle kannten wir schon, mieden das Gebiet jedoch großräumig, um das Nerzweibchen nicht zu stören“, so die Landschaftsökologin, “Aber wir konnten davon ausgehen, dass die Jungtiere kurz über lang in ein anderes Versteck umgebettet werden, wie es für Nerze typisch ist.“ Die Chance nutzte die Wissenschaftlerin und stellte an verschiedenen Stellen Fotofallen auf – mit dem genannten Erfolg. Bei den Fotos handelt es sich um die ersten aus Deutschland überhaupt, die in Freiland gezeugte und geborene Nerze zeigen.

Europ Nerz Nachwuchs
Die Nerzfähe läuft durch die Fotofalle. Erkennbar ist, dass sie ein Jungtier im Maul transportiert.
Foto: ÖSSM-Archiv, Fotofalle

Der Europäische Nerz steht weltweit kurz vor dem Aussterben. Von dem einst riesigen Verbreitungsgebiet zwischen Ural und Pyrenäen sind nur noch Bruchstücke übrig geblieben. Und auch hier sind die Tiere gefährdet. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft die Tierart deswegen als „weltweit vom Aussterben bedroht“ ein. Deswegen ist es von größter Bedeutung, die Tierart in ihren heutigen Lebensräumen zu erhalten und ihnen durch Wiederansidlungen dort eine Chancen zu geben, wo Lebensräume wieder entstanden sind. Ob das Projekt am Steinhuder Meer ein Erfolg wird ist derzeit noch nicht absehbar, der nun gelungene Reproduktionsnachweise zeigt aber, dass die Chancen gut stehen.

Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen