Seit dem Sommer 2023 beherbergt die Wildtier- und Artenschutzstation, auf Vermittlung durch den Verein für Landschaftspflege, Artenschutz & Biodiversität e.V. (VLAB) ein Paar Habichtskäuze. Jungvögel dieses Paares sollen dann dem VLAB, der federführend die Wiederansiedlung in Nordbayern durchführt, zur Auswilderung zur Verfügung gestellt werden. Bereits in diesem Jahr konnten wir mit dem noch jungen Paar einen ersten Zuchterfolg erzielen. Anfang Mai schlüpfte ein Küken das von seinen Eltern sorgsam bewacht und aufgezogen wird. Nach 16 Tagen hat es sich prächtig entwickelt und konnte gewogen und beringt werden.
Ziele des Projektes sind u.a. die:
• Etablierung einer Habichtskauz-Population in den Wäldern des nordostbayerischen und nordwestböhmischen Grundgebirges,
• Verbesserung der für den Habichtskauz typischen Waldstrukturen mit positiven Synergieeffekten für zahlreiche Artengruppen aus dem Pflanzen-, Tier- und Pilzreich,
• die Vernetzung mit der räumlich und genetisch isolierten Habichtskauz-Population des bayerisch-böhmischen Waldes im Südosten,
• Monitoring der Brutkästen, Brutreviere und Streifgebiete durch „Verhören“, Sichtbeobachtungen und durch Gewölle- und Federfunde und mit Hilfe der Telemetrie einzelner Habichtskäuze
Der Habichtskauz ist mit einer Größe von rund 60 cm und einer Spannweite von bis zu 125 cm der größte Kauz Mitteleuropas. Er bevorzugt ältere Mischwälder mit Buchen, durchsetzt mit freien Flächen (Waldwiesen, Kahlflächen, Sturmwurfflächen), um besser nach seiner Hauptbeute, den Mäusen, suchen zu können. In mäusearmen Zeiten jagt er auch kleinere Vögel, Amphibien und größere Insekten. Er brütet in großen Baumhöhlen, auf abgebrochenen höheren Baumstümpfen, aber auch in verlassenen Greifvogelhorsten. Sehr gerne nimmt er auch künstliche Nisthilfen an.
Noch im 19. Jahrhundert brütete der Habichtskauz (Strix uralensis) im Bayerischen-, Böhmer- und Oberpfälzer Wald. Der letzte Habichtskauz in Mitteleuropa wurde mutmaßlich um 1926 bei Sušice im Böhmerwald abgeschossen. Vorkommen in Deutschland sind aktuell nur aus dem Bayerischen Wald bekannt.