BUND warnt mit Schildern vor Verwechslungsgefahr von Wild- und Hauskatzen – Graugetigerte Jungkatzen unbedingt im Wald lassen
Nach und nach erobert die Europäische Wildkatze verlorengegangene Lebensräume in Niedersachsen zurück. Auch im Schaumburger Wald ist sie seit Jahren wieder heimisch. Dennoch bekommen die wenigsten Menschen je eine Wildkatze zu Gesicht, denn die gefährdete Art ist äußerst scheu und vielerorts selten. Wenn sich Mensch und Wildkatze begegnen, kann dies dramatische Folgen für die Wildtiere haben. Daher appelliert der BUND Niedersachsen, bei der Sichtung einer jungen Wildkatze Abstand zu halten und diese nicht mit nach Hause zu nehmen. Um darauf aufmerksam zu machen, hat der BUND im Rahmen des Projektes „Vorsicht Wildkatze“ gemeinsam mit ehrenamtlichen Wildkatzen-Botschafter*innen Hinweisschilder in Regionen Niedersachsens aufgestellt, in denen die Tiere vorkommen.
„Vor allem im Frühling, wenn viele Wildkatzen ihre Jungen zur Welt bringen, können Spaziergänger*innen den Wildkatzen-Nachwuchs in unseren Wäldern entdecken. Dabei besteht die Gefahr, dass die kleinen Wildkätzchen mit Hauskatzen verwechselt werden“, erklärt Andrea Krug, Wildkatzenexpertin beim BUND Niedersachsen. „Der BUND möchte mit den neuen Informationsschildern auf die Verwechslungsgefahr aufmerksam machen. Bitte lassen Sie die graugetigerten Jungkatzen im Wald und stören Sie sie nicht! Meist ist das Muttertier ganz in der Nähe und kümmert sich um seinen Nachwuchs“.
„Leider haben in den letzten Jahren zunehmend besorgte Finder solche unnötig mitgenommenen Kätzchen bei uns abgegeben.“ berichtet Dr. Florian Brandes, Leiter der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen. Hier oder im NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde werden die Wildkatzen mit großem Aufwand professionell betreut. Die richtige Versorgung, Aufzucht und Wiederauswilderung einer Wildkatze kostet die ohnehin oft überlasteten Wildtierstationen viel Arbeit, Zeit und auch Geld. Durchschnittlich 3.000 Euro und 165 Stunden Arbeitszeit kann pro Jungtier angesetzt werden. Keinesfalls dürfen Wildkatzen mit Hauskatzen in Berührung kommen, da dies eine hohes Ansteckungsrisiko für verschiedene Krankheiten mit sich bringt. Die Tiere, die an ein Leben in der Wildnis angepasst sind, können nicht wie Hauskatzen gehalten oder ernährt werden. Tierfinder, die eine junge Katze im Wald finden sollten sich unbedingt telefonsch Rat holen, bevor sie diese einfach mitnehmen. Neben dem Einzelschicksal wirkt sich die Entnahme der jungen Wildkatzen auch negativ auf die Population aus. Das Fehlen der Jungtiere verlangsamt oder verhindert die Wiederausbreitung der Art.
Die Informationskampagne im Rahmen des Projektes „Vorsicht Wildkatze“ erfolgt in enger Abstimmung mit den jeweiligen Flächenbesitzenden sowie Vertreter*innen aus Forst und Behörden. Sie wird von der Deutschen Postcode Lotterie gefördert.
Hintergrund:
Graugetigerte Hauskatzen sehen Wildkatzen oft sehr ähnlich. Hauskatzen stammen jedoch nicht von der Europäischen Wildkatze, sondern von der Afrikanischen Falbkatze ab. Erst die Römer brachten die Hauskatzen nach Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Europäische Wildkatze schon lange in den Wäldern Deutschlands. Hauptmerkmale der erwachsenen Wildkatzen sind ihr buschiger Schwanz mit zwei bis drei klar abgesetzten dunklen Ringen und die verwaschene Fellzeichnung. Oft wirkt die Wildkatze auch etwas größer und massiger als eine Hauskatze. Bei Jungtieren ist die Unterscheidung allerdings noch schwieriger. Sehr auffällig ist aber ihr Verhalten: Wildkatzen sind ausgesprochen scheu, wild und heimlich. Nachdem sie vor hundert Jahren fast ausgerottet war, kehrt die Wildkatze mittlerweile in viele ihrer ursprünglichen Lebensräume zurück.
Der BUND möchte im Rahmen des länderübergreifenden Projekts „Vorsicht Wildkatze“ mit einer gezielten Informationskampagne dafür sorgen, dass weniger Wildkatzen in menschlicher Obhut landen. Dafür bindet der Umweltverband zentrale Akteure wie Tierärzt*innen, Tierheime und Wildtierauffangstationen ein, um auch einen artgerechten Umgang mit den Wildtieren zu unterstützen.
Sie haben ein Wildkätzchen im Wald gesehen und möchten ihm helfen? Wenden Sie an die zuständigen Jagdausübungsberechtigten oder lokale BUND-Wildkatzenbotschafter*innen. Informationen zum Vorgehen finden Sie auch im BUND-Handlungsleitfaden oder beim BUND-Notfalltelefon (täglich von 10 bis 18 Uhr unter Tel. 036254 / 86 51 80). Eine Mitnahme der Wildtiere ist in vielen Fällen verboten.
Videos: www.bund-niedersachsen.de/wildkatzen-videos
Tipps zum Umgang mit Wildkatzen: www.bund-niedersachsen.de/wildkatzen-umgang
Wildkatzensteckbrief: www.bund-niedersachsen.de/wildkatzen-steckbrief
Für Rückfragen:
Andrea Krug, Projektleiterin „Vorsicht Wildkatze“, Tel: (0511) 965 69 – 39,
Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Landesverband Niedersachsen, Sr. Tonja Mannstedt (v.i.S.d.P.), Goebenstraße 3a, 30161 Hannover